Auslöser | Märkische Kliniken
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Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Auslöser von Essstörungen

Insgesamt geht man bei beiden Formen der Essstörung von verschiedenen Faktoren aus, die die Erkrankung auslösen und aufrechterhalten können. Hierbei spielt erstmal der soziokulturelle Hintergrund eine große Rolle, in dem ein Mensch aufwächst.

Das in Westeuropa und Nordamerika vorherrschende Schlankheitsideal, das durch die Medien verbreitet wird, entspricht einem Gewicht, das bei den meisten Frauen unter ihrem biologisch vorgegebenen Gewichtsbereich bzw. Normalgewicht liegt. Da viele Jugendliche die körperlichen und psychischen Veränderungen der Pubertät häufig als verunsichernd erleben, versuchen sie sich in diesem Alter dann besonders an diesem Ideal zu orientieren. Das ist häufig der Grund, schon in einem frühen Lebensalter mit häufigen Diäten und gezügeltem Essverhalten zu beginnen. Diese eingeschränkte Nahrungsaufnahme, die sich nicht mehr an dem normalen Sättigungsgefühl orientiert, führt dann aber nach einiger Zeit zu einem Verlust des natürlichen Hunger- und Sättigungsgefühls. Das führt dann bei Betroffenen der Anorexia Nervosa (Magersucht) zu einer völligen Einstellung der Nahrungsaufnahme,  bei Bulimia Nervosa-Betroffenen zu regelmäßigen Heißhungeranfällen.
 
In Familien von Patientinnen mit Essstörungen findet sich gelegentlich ein wenig präsenter Vater und eine sehr überfürsorgliche und einengende Mutter. In dieser Atmosphäre werden die individuellen Bedürfnisse der Frauen und Mädchen nicht respektiert, um die Familie nach außen hin als sehr harmonisch darzustellen. So fühlen sich die Betroffenen von anderen dominiert und erleben sich nur in der Kontrolle des eigenen Körpers und der Überwindung des Hungergefühls als stark und eigenständig.

Bei den genetischen Ursachen fanden sich beispielsweise Störungen im Gleichgewicht körpereigener Hormone, wobei dabei meist schwierig zu entscheiden ist, inwieweit dieses Ungleichgewicht bereits vor der Erkrankung bestand oder sich durch das restriktive Essverhalten oder das Erbrechen gebildet hat. Zusätzlich gibt es bei jeder Betroffenen sicher auch noch spezifische Auslöser, die zu erstem übertriebenen Hungern oder Erbrechen führt. Da durch diese Maßnahmen erstmal eine Spannungsreduktion eintritt, lernen die Betroffenen dann schnell, dass sie ihre Probleme, negativen Gefühle und Gedanken kurzfristig durch Hungern oder erbrechen „betäuben" können. Langfristig führt das wieder zu einer Verschlechterung des Selbstwertes und sozialem Rückzug, so dass das Verhalten schließlich in einem Teufelskreis endet.